Die Methode der liegenden Acht
Wenn man sich entschließt, eine Coachingausbildung zu absolvieren und bei Google nach möglichen Anbietern sucht, darf man auf eine Flut von Angeboten vorbereitet sein. Der Markt ist übersät mit Anbietern und den unterschiedlichsten Coachingmethoden. Ich habe mich Anfang 2021 für die Ausbildung zum Coach bei Greator entschieden. Die dort vermittelte Methode nennt sich „die liegende Acht“, die ich hier gern näher vorstellen möchte. Für mich war es wichtig, nicht nur trübe Theorie vermittelt zu bekommen, sondern sehr praxisnah die Methodik zu erlernen.
Herausragend ist bei dieser Ausbildung, dass die ersten drei Monate darin bestehen, dass man selbst mit der angewandten Methode gecoacht wird und für sich Themen und Blockaden bearbeiten und lösen kann. In den verbleibenden sechs Monaten wird dann die Methode konkret vermittelt und neben sehr anschaulicher Theorie wird auch geübt. Die Ausbildung erfolgt komplett online, so dass es mir möglich war, diese neben meinem Beruf zu absolvieren, ganz in meinem eigenen Tempo. Wöchentlich gibt es ein Online-Meeting mit den Ausbildern:innen, bei dem man die Möglichkeit hat, sich mit der Community auszutauschen und gezielte Fragen an die Ausbildung zu stellen.
Was ist nun die Methode der liegenden Acht?
Die Methode besteht aus drei Phasen:
- dem Jetzt
- der Vergangenheit
- der Zukunft
1. Phase
Begonnen wird im Jetzt, also bei der aktuellen Situation bzw. dem präsenten Anliegen, mit dem der/die Klient:in zu mir kommt. In einem Vorgespräch konkretisieren wir gemeinsam das Thema und schauen, was die eigentliche Essenz bzw. Ursache des Coachinggrundes ist. Vom Grundsatz her dient diese Coachingphase dazu, vom Denken ins Fühlen zu gelangen. Dafür ermutige ich den Coachee, von der Betrachtung der äußeren Umstände die Aufmerksamkeit nach Innen zu lenken.
Bei dem bewussten Spüren des Körpers zeigen sich bei einem emotional herausfordernden Thema auch meist gewisse Körpersymptome wie Druck, Ziehen, Stechen oder Schmerz. Nun gilt es, den Coachee anzuleiten, vollkommen bei sich anzukommen und dem Kopf mal eine Pause zu gönnen. Ich möchte den Coachee zu seinen Emotionen führen. Wir haben in unserer Kindheit häufig nicht gelernt, wie wir mit unangenehmen Gefühlen wie Angst, Wut, Trauer, Wut, Schuld und Scham umgehen. Daher drücken wir sie oft weg, wollen sie nicht fühlen und lenken uns mit Netflix, Social Media oder anderen Dingen ab. Doch jetzt und hier leite ich den Coachee an, diese Emotionen kennen zu lernen und wirklich zu empfinden. Das war auch für mich in den ersten drei Monaten der Ausbildung nicht leicht, Gefühle bewusst zu spüren und anzunehmen, denn alte Muster sind hartnäckig – wir haben sie ja immerhin unser ganzes Leben unbewusst gelebt.
2. Phase
Nun geht es weiter in die Vergangenheit. Die Emotionen oder auch Verhaltensmuster, die sich im Vorgespräch zeigten, haben oft ihren Ursprung in der Kindheit der/des Klient:in, in der all die Prägungen und Konditionierungen entstanden sind. Bis zu einem Alter von sieben Jahren saugt ein Kind alles um sich herum auf wie ein Schwamm und bezieht alle Ereignisse auf sich selbst, die sofort im Unterbewusstsein gespeichert werden. Bis zu diesem Alter können sie die Dinge noch nicht bewerten, sie nehmen alles ungefiltert auf und speichern es ab.
In dieser Phase wollen wir nun das innere Kind kennenlernen und in Kontakt treten. Die Emotionen, die der/die Klient:in eingangs spürte, besitzen noch eine emotionale Ladung, weil sie nichts mit der aktuellen Situation zu tun haben, sondern es alt verankerte Gefühle sind. Die Erfahrungen, die wir als Kind gemacht haben, beeinflussen uns noch heute, unterbewusst. Durch das Entdecken des inneren Kindes helfe ich meinen Klienten dabei, an den Ursprung des Problems zu gelangen und es genau dort aufzulösen, wo es entstanden ist. Viele Glaubenssätze, die uns früher geholfen haben, weil wir es nicht besser konnten und wussten, sind heute störend. Sie stehen uns im Weg und hindern uns daran, unser wahres Selbst zu sein.
Auch hier es wieder wichtig, die Gefühle zu entdecken und wirklich zu empfinden. Erst dadurch verlieren sowohl die Emotionen als auch die damalige Situation an Kraft und der/die Klient:in kann sich davon befreien. Die Ablenkungsmanöver, um unangenehme Gefühle nicht spüren zu müssen oder auch das “Herunterschlucken” der Gefühle, beanspruchen viel Energie. Diese muss vom Klienten nun nicht mehr aufgebracht werden, so dass wir sie für die „Neuausrichtung“ effizient nutzen können.
3. Phase
Um diese Neuausrichtung geht es in der dritten Phase: der Zukunft und damit der Vision des Coachee. Hier schauen wir uns an, wie der- oder diejenige sein möchte. Wie möchte er oder sie leben bzw. sein? Mit welchen Werten und Eigenschaften möchte er oder sie in der Welt sein?
Diese Phase ist sehr wichtig, weil das Alte nun abgeschlossen wurde und das Neue so intensiv wie möglich gefühlt werden soll. Der Coachee empfindet auch hier so intensiv wie möglich wie er/sie das Leben gestalten möchte. Wir manifestieren das zukünftige Ich und erfüllen die Zukunft mit belebenden Gedanken und Gefühlen.
Das bedarf anfangs etwas Geduld, denn wir können zwar sehr gut beschreiben, was wir nicht mehr wollen, aber Zukunft positiv zu formulieren, kann ungewohnt sein. Aber genau darum geht es – sich klar darüber zu werden, was man wirklich will. Hierbei unterstütze ich den Coachee mit methodischen Fragetechniken.
Mit diesem intensiven Erleben der Zukunft ändert sich die Ausstrahlung bzw. die Energiewolke des Coachees. Durch diese Veränderung und die Dankbarkeit für all das, was bereits jetzt schon positiv vorhanden ist, wird er bzw. sie mehr davon in sein bzw. ihr Leben ziehen. Damit entstehen im Gehirn neue neuronale Verknüpfungen sowie ein anderes Bewusstsein im Jetzt.
Abschließend vereinbaren wir dann, welche Schritte der Coachee jetzt bereits gehen kann, um diese Vision immer deutlicher zu leben. Damit wirklich ein nachhaltiger Erfolg beim Coachee erzielt wird, ist es wichtig, dran zu bleiben. Hierbei kann ich den Coachee mit entsprechenden Sitzungen begleiten und unterstützen. Denn: Das Leben fragt nach. Es werden sich immer (mal streichen) wieder Situationen zeigen, in denen das Leben „testet“, ob er/sie den neuen Weg gehen möchte oder doch wieder in alte Muster verfällt.
Diese Methode ist aus meiner Sicht sehr gut geeignet, um die Vergangenheit bewusst los und sich nicht mehr unterbewusst leiten zu lassen.
Zusammengefasst veranschaulicht diese Grafik die Methode der liegenden Acht:
Abbildung: Methode der liegenden Acht von Greator